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Bericht zur Konferenz: Music, Violence, Memory in Auschwitz-Birkenau

16. Dezember 2025

Gruppenbild Konferenz in Auschwitz-Birkenau

Im Rahmen des Kurses Musik/Sound (Musik im Krieg: Orchester in besetzten Polen 1939–1945) hatten wir die seltene Gelegenheit, an der Konferenz Music, Violence, Memory in Auschwitz-Birkenau teilzunehmen. Schon die Tatsache, dass diese Tagung direkt vor Ort in Oświęcim stattfand, verlieh dem gesamten Aufenthalt eine besondere Intensität. Die Kombination aus wissenschaftlichem Austausch und künstlerischen Perspektiven schaffte eine eindrückliche Atmosphäre. Bei der gemeinsamen Begehung des Lagergeländes konnten wir die inhaltlichen Eindrücke nochmal neu einordnen.

Besonders beeindruckt hat uns die Vielfalt der Perspektiven, die sich während der Konferenz entfalteten. Schon im ersten Vortrag wurde klar, dass Musik im Kontext von Auschwitz nicht nur ein historischer „Gegenstand“, sondern ein zutiefst widersprüchliches, emotional aufgeladenes Medium ist. Die Beiträge zur musikalischen Vermittlung von Gewalt, von Marschmusik über erzwungene Performances bis hin zu räumlichen Klangregimen, führten uns vor Augen, wie sehr Musik hier zu Leid und gleichzeitig auch Trost beitrug. Für viele von uns war das eine neue, fordernde Art, über musikalische Praxis nachzudenken.

Als besonders bewegend haben wir die Auseinandersetzung mit visuellen und klanglichen Erinnerungen empfunden. Der Vortrag zum Auschwitz Cycle von Jerzy Adam Brandhuber eröffnete uns einen Einblick in die Bildsprache der Überlebenden. Dass diese Überlegungen später von Filmwissenschaftler*innen aufgegriffen und mit aktuellen Produktionen wie The Zone of Interest verknüpft wurden, zeigte uns, wie sehr Fragen von Darstellung, Distanz und Verantwortung bis heute nachwirken.

Ein großes inhaltliches Highlight war für viele von uns die musikwissenschaftlichen Vorträge zu konkreten musikalischen Spuren im Lager. Die Rekonstruktionen von Stücken aus dem Frauenorchester, sowie die Analysen von Tanzmusik und Kammermusik, haben uns noch einmal bewusst gemacht, wie komplex und vielschichtig Musik im Lagerkontext funktionierte. Besonders eindrücklich fanden wir, wie behutsam und gleichzeitig präzise die Vortragenden mit den historischen Quellen umgingen. Dass Musik in Auschwitz „funktionierte“, weil Menschen sie gespielt haben, oft unter extremem Zwang, war eine Erkenntnis, die uns länger beschäftigte, als wir erwartet hätten.

Sehr bereichernd war auch der Workshop zu The Passenger, der uns die Möglichkeit gab, uns selbst aktiv in die Diskussion einzubringen. Die internationale Zusammensetzung der Gruppe und die Offenheit aller Beteiligten ließen innerhalb kürzester Zeit einen Raum entstehen, in dem man persönliche Eindrücke, Unsicherheiten und Fragen aussprechen konnte.

Gerade der Austausch mit den Studierenden der Filmwissenschaft von der Adam-Mickiewicz-Universität, der über die Konferenz hinaus bis ins Hostel, beim gemeinsamen Kochen oder abendlichen Zusammensitzen, reichte. Wir tauschten uns über die Unterschiede im Studiensystem, die verschiedenen Sprachen und unsere unterschiedlichen Berührungspunkte mit dem Thema Holocaust auf. Natürlich besprachen wir auch die Konferenzvorträge und erzählten von unserem Alltag. Wir hoffen sehr, dass der entstandene Kontakt weiter anhält und nochmal ein Treffen stattfinden kann.

Was uns besonders positiv in Erinnerung bleiben wird, ist die Atmosphäre der Tagung: respektvoll, konzentriert, aber trotz des Themas erstaunlich offen. Viele Vortragende suchten den Austausch mit uns Studierenden, fragten nach unseren Eindrücken, unseren eigenen Forschungsinteressen und unseren Reaktionen. Diese Gespräche haben die Tagung für uns zu weit mehr gemacht als einer akademischen Veranstaltung.

Die Konferenz hat uns gezeigt, wie wichtig eine verantwortungsvolle Beschäftigung mit Musik in Gewaltkontexten ist. Und sie hat uns, trotz allem Ernst, das Gefühl gegeben, dass Forschung Gespräch ermöglichen kann, zwischen Generationen, Disziplinen und Nationen. Wir blicken dankbar auf diese Tage zurück und werden die Eindrücke sicherlich noch lange mitnehmen, nicht nur in unser Studium, sondern auch darüber hinaus.

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